Künstliche Intelligenz (KI) entwickelt sich rasant weiter. Vor allem Generative KI wie ChatGPT, ein KI-basierter Chatbot der mittels Bilder und textbasierter Nachrichten kommunizieren kann, sind populär und werden von Privatpersonen, Betrieben und dem öffentlichen Sektor genutzt, um ihre Arbeit zu erleichtern.
KI kann hilfreich sein, um Prozesse zu beschleunigen und Innovationen in der Wirtschaft und Gesellschaft voranzutreiben. Die bisherige Anwendung von KI zeigt jedoch, dass es zu Angriffen auf die Privatsphäre kommen kann, Ungleichheiten und Diskriminierung gefördert werden können, und weitreichende Fehlentscheidungen getroffen werden, wenn die Technologie unkontrolliert eingesetzt wird.
Weltweit gibt es daher Regulierungsinitiativen, um die Entwicklung und den Einsatz von KI zu standardisieren, wobei der EU AI Act als umfassender, in der Vorbereitung weit gediehener Schritt hervorsticht.
Doch was genau kommt durch die Regulierung auf Unternehmen und die öffentliche Verwaltung zu, wenn sie KI einsetzen und entwickeln? Wie ist die Umsetzung in Österreich angedacht?
Am zweiten Tag des 2. Vernetzungstreffens im Rahmen des AI Policy Forums in Wien diskutierten circa 130 Expertinnen und Experten für künstliche Intelligenz, Juristinnen und Juristen, Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter sowie Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen über die Auswirkungen kommender Regulierungen wie dem EU AI Act und wie diese die Nutzung und Entwicklung von KI in Österreich, Europa und möglicherweise der Welt beeinflussen werden. Dass KI in immer mehr Bereichen eingesetzt wird, zeigte schon die Umfrage zu Beginn der Veranstaltung: Mehr als 60% der antwortenden Teilnehmenden nutzen KI bewusst mindestens einmal oder mehrmals am Tag.
Henriette Spyra, Leiterin der Sektion III „Innovation und Technologie“ vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) eröffnete die Veranstaltung. Daraufhin erklärte Günter Klambauer, Johannes-Kepler-Universität Linz, in seinem Vortrag “Der Hype um maschinelles Lernen: Kapazität, Möglichkeiten und Grenzen der Technologie” die verschiedenen Arten und Funktionsweisen von Machine Learning, sowie mögliche Anwendungsgebiete und Bereiche, in denen dies noch mit Vorsicht getan werden sollte.
In ihrem Vortrag “Vertrauen in KI schaffen: Welche gesellschaftlichen Herausforderungen auf uns zukommen”, sprach Carina Zehetmaier von Women in AI dann über den missbräuchlichen Einsatz von KI und die möglichen negativen Folgen eines unüberlegten Einsatzes. Sie gab Beispiele von KI erstellten Fake News, über Diskriminierung im Bewerbungsprozess und wie wir KI ethischer entwickeln müssen.
Als nächstes ging Nikolaus Forgó, Universität Wien – Institut für Innovation und Digitalisierung im Recht, in seinem Vortrag “Europas Weg zur KI-Regulierung: Bestandsaufnahme und Ausblick” auf kommende Regulierungen auf europäischer Ebene ein. Christiane Wendehorst, Universität Wien – Institut für Innovation und Digitalisierung im Recht, folgte mit dem Thema “Generative KI: Was rechtlich bei Chatbots und co zu beachten ist” und beleuchtete Generative KI in Hinsicht auf Datenschutzrecht, Urheberrecht und kommende KI-Gesetze.
Maria Ulmer, Leiterin der Sektion V – Digitalisierung und E-Government vom Bundesministerium für Finanzen, leitete am Nachmittag die zweite Phase der Tagung ein. Bei der folgenden Podiumsdiskussion “KI im Spannungsfeld zwischen technologischer Innovation und Regulierung” diskutierten Isabell Claus, thinkers.ai; Mic Hirschbrich, apollo.ai; Matthias Kettemann, Universität Innsbruck – Institut für Theorie und Zukunft des Rechts und Karin Sommer, Wirtschaftskammer Österreich, Daniela Zimmer, Arbeiterkammer Wien, über die Vor- und Nachteile von Regulierungen. Es wurde deutlich, dass KI-Regulierung sowohl auf Zustimmung als auch auf Skepsis stoßen.
Nach der lebhaften Diskussion gaben Julia Fuith und Alexander Banfield-Mumb-Mühlhaim, Bundesministerium für Finanzen, einen Einblick über den aktuellen Umsetzungsstand europäischer Regulierungen in Österreich, zum Beispiel die Einrichtung einer KI-Servicestelle für Unternehmen und die öffentliche Verwaltung.
“Bereit für die zukünftige KI-Regulierung? Was Unternehmen, Forschung und öffentliche Hand schon heute tun können” war der Folgebeitrag von DORDA Rechtsanwältin Alexandra Ciarnau, bei dem sie aufzeigte, welche Schritte in der Entwicklung und Nutzung von KI bereits jetzt innerhalb der eigenen Organisation in Bezug auf Compliance getan werden können. Auf den Vortrag folgte die Vorstellung “Digitale Verwaltung und Ethik – eine notwendige Auseinandersetzung mit dem Auftrag zu gestalten”, gehalten von Peter Biegelbauer, AIT Austrian Institute of Technology, Ursula Rosenbichler, Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, Ralf Tatto, Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport.
Abschließende Worte richteten Daniela Murhammer-Sas, Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie und Alexander Banfield-Mumb-Mühlhaim, Bundesministerium für Finanzen ihre Abschiedsworte an das Publikum.
Das Abendprogramm wurde durch das Vienna Deep Learning Meetup gestaltet, bei dem es um Trustworthy-AI in der Praxis ging.
Hier finden Sie die freigegebenen Präsentationen der beiden Veranstaltungstage zum Download:
Tag 1: AI for Green – Wie werden Klimaneutralität und Künstliche Intelligenz ein Paar?
Tag 2: KI und Regulierung – Was bringt der EU AI Act in der Praxis?
Des Weiteren finden Sie hier die Präsentationen des 1. Vernetzungstreffens im Rahmen des AI Policy Forums, das am 19.10.2022 stattgefunden hat:
Session 1: Daten und KI in der Verwaltung – 1. Vernetzungstreffen
Session 2: Regulierung und Standardisierung – 1. Vernetzungstreffen
Session 3: Vertrauenswürdigkeit und Ethik – 1. Vernetzungstreffen